Lange Nacht der Psalmen · 12. Oktober · St. Aposteln

23.30 · „Ad fontes“ – zu den Quellen

Tripelkonzert: Mittelalter und Anfänge christlicher, jüdischer und islamischer Musik

Rochuschor und Aron Proujanski
Os se shalom – Gott schafft Frieden auf Erden (nach Psalm 72)

Darkecho Eloikeinu – Um deinetwillen, unser Gott, tue und sieh, nicht unseretwillen (eine chassidische Melodie aus der Liturgie des Vorabends zum Versöhnungsfest Jom Kippur, des heiligsten der jüdischen Feiertage)

Ja ribon – Lobpreis des Königs aller Könige
(ein Festlied für den Schabbat in aramäischer Sprache nach Psalm 45)

Hine Ma Tov – Es ist schön, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen (nach Psalm 133)

Adon olam  – Herr der Ewigkeit (ein liturgischer Gesang über das Königtum Jahwes nach Psalm 93)

Mi ha ´isch hechafez chajim (Tue Gutes und trachte nach dem Frieden – nach Psalm 34)

Qadosh – Heilig ist Gott in Herrlichkeit (ein liturgischer Gesang  nach Psalm 111)

Nouruz Ensemble und Rita William
„Madschdu Mariam“
Text: Ephrem der Syrer (um 306 – 373)
Melodie: traditionell

Ars Choralis Coeln
Antipon: „Quam admirabilis est nomen tuum“, Psalm 8,1 • Psalm 113/114, Tonus pregrinus
Responsorium: „Ista fortis mulier“ aus dem Elisabeth- Offizium Letare Germania

Nouruz Ensemble und Rita William
„Abun debschmaio“, aramäisch „Vater unser“

Nouruz Ensemble und Ars Choralis Coeln
Antiphon mit Psalm:
„O cruor sanguinis“, Hildegard von Bingen (1098-1179) • Psalm 90/91

Nouruz Ensemble, Rita William, Ars Choralis Coeln, Rochuschor
Tochroki ya Mariam / Aschorer haschira / Ya Ya Rasoula’lahi

Ausführende:

RochusChor Köln-Bickendorf
Aron Proujanksi (Tenor)
L: Wilfried Kaets

Nouruz Ensemble:
Bassem Hawar (Bagdad/Köln) – Djoze Kiomaars Musayyebi (Teheran/Essen) – Santur Rageed William (Bagdad/Köln) – Nay
Hesen Kanjo (Aleppo/Neuss) – Qanun
Reza Samani (Teheran/Köln) – Percussion
Rita William (Bagdad/Köln) – Gesang

Ars Choralis Coeln:
Maria Jonas
Cora Schmeiser
Stefanie Brijoux
Pamela Petsch
Sylvia Dörnemann – Cantus

 

Die Psalmennacht ist ein interkulturelles Projekt, das die Grenzen zwischen den drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam musikalisch überschreitet, um zu ihren Ursprüngen zurückzukehren. Judentum und Christentum beziehen sich beide auf die Bibel, was beide, im Gegensatz zum Islam, stärker miteinander verbindet. Die Psalmen spielen dabei eine besondere Rolle, denn es ist das gemeinsame Gebet zu Gott beider Religionen. 
In der jüdischen Liturgie sind uns die alten Melodien der Psalmen nicht überliefert, da sie einer oralen Musiktradition angehörten. Anders die Entwicklung im Christentum: Durch die Erfindung der Neumen konnten Verläufe von Gesängen festgehalten werden, und seit Guido von Arezzo, der die Notenlinien und Schlüssel einführte, auch Melodien exakt aufgeschrieben werden. Das war der Anfang vom Ende der mündlichen Tradition in Europa. Die frühesten Wurzeln des Christentums liegen im Orient. Hier wurden ebenfalls Melodien größtenteils mündlich weitergegeben. Wir müssen uns also vorstellen, dass die ersten christlichen Gesänge der Vielfalt der arabischen Musikwelt angehörten.

Die drei Ensembles Nouruz, Ars Choralis Coeln und der RochusChor mit Solist Aron Proujanski möchten diesen gemeinsamen Wurzeln nachspüren. Neben verschiedenen arabischen Liedern, (das „Vater unser“ sogar auf Aramäisch, der Sprache Jesu), erklingen Psalmodien und Gesänge der Gregorianik. Im Verlaufe des Konzertes nähern sich die Gruppen an und beenden die Nacht gemeinsam mit einem Lied, in dem alle drei Religionen zu Wort kommen – auch der Islam.
Der RochusChor schlägt darüber hinaus mit z. T. mehrsprachigen Arrangements auch Brücken in das Jetzt des jüdisch-christlichen Dialogs, der umso wichtiger ist in einer Zeit, in der das Fundamentalische, Trennende und Verletzende stärker zu werden scheint.
Vom Boden rund um das Mittelmeer kamen die Propheten und pflanzten entlang der Küsten ihre drei Religionen: Judentum – Christentum – Islam. Das mediterrane Mosaik aus Vergangenheit und Gegenwart beschäftigt heute noch das Weltgeschehen. Vielleicht können wir ja mit unserem gemeinsamen Singen den religiösen Nachbarn ein Stück näher kommen?
(Maria Jonas, Wilfried Kaets)

 


Aron Proujanski – Studium an der Musikhochschule Moskau, 1972-99 Solist des Moskauer Kammerchores mit zahlreichen (Ur-)Aufführungen von Schostakowitsch, Schnittke u. a.
Lebt seit 1992 in Deutschland; seit 1993 Mitglied des Kölner Rundfunkchores; Konzertreisen durch Europa, USA, Japan, Kanada, Fernost. CD-, Fernseh- und Funkproduktionen.
Schwerpunktmäßige Beschäftigung mit chassidischer und jiddischer Musik.

Rochuschor Köln – Bickendorf
Programmatisch erfreuen sich etwa 75 SängerInnen des leistungsfähigen Erwachsenenchores einer abwechslungsreichen Chorarbeit, die neben klassischer Vokalpolyphonie und repräsentativen Chor-/Orchesterwerken (Bach, Mozart, Haydn…) insbesondere auch die Literatur unseres Jahrhunderts schwerpunktmäßig einbezieht  (u. a. Pärt,  Britten, Strawinsky, Bernstein bis zu außereuropäischen Komponisten und zahlreichen Uraufführungen). Dabei hat der Chor keinerlei Berührungsängste: seien es mehrmonatige Workshops und Konzerte mit der Gospelchorleiterin Adrienne Morgan-Hammond aus New York, die Zusammenarbeit mit dem irakischen Komponisten Saad Thamir (Uraufführung interkultureller Kantaten) oder eine langjährige Freundschaft mit dem Tenor Aaron Proujanski, die zu intensiver Beschäftigung mit jüdischer Musik (CD-Produktion sowie Konzerte im In- und Ausland) führte. Überregional bekannt wurde der Chor mit Konzerten im offiziellen Expo-2000-Programm („Choral-Klangwelten“), bei denen jüdische, islamische und christliche Musiker im Dialog standen. Zahlreiche Konzerte (Dome zu Aachen, Trier, Köln…) und Konzertreisen (u.a. Belgien, Frankreich, Italien, Österreich, England, Ungarn), Zusammenarbeit mit professionellen Orchestern, Kooperationen mit anderen Chören und diverse CD-Produktionen.

www.rochuschor.de

 

Wilfried Kaets absolvierte künstlerische, wissenschaftliche und pädagogische Studien mit entsprechenden Abschlüssen an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik und der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Dem Konzertexamen im Fach Orgel folgten zahlreiche Kurse und Meisterkurse, vor allem im Bereich der Klavier und Orgelimprovisation (O. Latry, P. Eben, H. Riethmüller) sowie der Komposition und Instrumentation (u.a. Oskar G. Blarr). Preisträger des Hochschulwettbewerbs Düsseldorf für Orgelliteratur und -improvisation (Gottfried Schreuer Preis). Zahlreiche Konzerte im In- und Ausland. Diverse Produktionen (CD, DVD, Funk und Fernsehen). Die Kompositionen von Wilfried Kaets wurden bislang in vielen Konzertsälen (u.a. Kölner Philharmonie, Oetkerhalle Bielefeld, Royal Opera House Muscat/Oman, Konzerthaus Wien, Kinos (Deutsches Filmmuseum Frankfurt, Filminstitut Dresden, Landesfilminstitut Düsseldorf …) und Kirchen (Hallgrimskirkja Reykjavik, St. Martin Luxemburg, St. Magdalena Linz (Österreich), Stadtkirche Bayreuth, Dom St. Eberhard Stuttgart, Münsterkirche Villingen, Marienkirche Leipzig…) auf Festivals sowie im offiziellen Kulturprogramm auf der EXPO 2000 in Hannover aufgeführt. Kaets lebt als Kirchenmusiker und Komponist in Köln und ist als Regionalkantor für Köln tätig.

 

Nouruz Ensemble „Der Geist unserer alten Instrumente verleiht uns heute eine Stimme, mit der wir an einer besseren Zukunft bauen.“

Das Nouruz-Ensemble besteht aus fünf Virtuosen alter orientalischer Instrumente aus dem Nahen und Mittleren Osten. Alle fünf studierten an Musikhochschulen ihrer Heimatstädte: Bagdad, Aleppo und Teheran. Heute leben sie in Deutschland und arbeiten als freiberufliche Musiker. Mit der Gründung des Nouruz-Ensemble hegt Bassem Hawar die Hoffnung auf einen Neuanfang, ein Wiedererwachen der orientalischen Musik. Ein solcher Frühling kann nicht in der arabischen Welt, sondern derzeit nur in Europa stattfinden. Hier können die alten Instrumente vor dem Aussterben gerettet werden, kann eine zeitgenössische Musik entstehen, die an die klassische arabische Tradition anknüpft, aber den Kontakt zu anderen Musikkulturen nicht fürchtet sondern begrüßt. Neben der Kerngruppe von fünf Musikern, sollen in immer neuen Programmen Gäste hinzu gebeten werden, die unterschiedlichen Kulturkreisen angehören und verschiedene musikalische Stilrichtungen vertreten. www.nouruzensemble.de

 

Ars Choralis Coeln – eine Frauenschola deren „unverwechselbares Markenzeichen klangliche Farbigkeit mit ausgeglichenen und doch individuell timbrierten Stimmen ist, eine vokale Einheit in Sachen Intonation, sensibler Musikalität, geeint im Streben nach authentischer Gestaltung“ (Detlef Bielefeld).
Die Suche nach einer authentischer Gestaltung schließt zeitgenössische Elemente, und Experimentierfreude mit ein. Das Ensemble ist über mehrere Jahre in kontinuierlicher Arbeit und Besetzung zusammengewachsen und teilt sich vor dem Konzert auch noch hungrig „das letzte Butterbrot“ – oder den Lippenstift.
Das international besetzte Frauenensemble gab 2004 in der Kölner Romanischen Nacht sein großes Debütkonzert. Seit dieser Zeit hat es das Ensemble geschafft sich national wie international in der Mittelalter- Musikszene zu etablieren. Auch zahlreiche Tonträger legen klangliches Zeugnis ab. Im Mittelpunkt des Repertoires steht die Musik von Frauenklöstern des Mittelalters. Dazu gehört an erster Stelle die Musik der rheinischen Äbtissin Hildegard von Bingen, die in zahlreichen Handschriften überlieferte Musik der Beginen und der Devotio Moderna. 2018 erschien die langerwartete CD-Einspielung des Ordo Virtutum von Hildegard von Bingen, die von den Kritikern als neue Reference-Aufnahme gefeiert wird. Im Mai 2019 erscheint die Ersteinspielung des neuesten Projektes: Musik aus dem Paradiese – die Codices des Dominikanerinnenklosters Paradiese (b. Soest)

www.ars-choralis-coeln.de

zurück zur Langen Nacht der Psalmen